Werke

Weiß

Lothar Guderian

„Rechter Winkel“

Lothar Guderian

„Boegen“

Lothar Guderian

„Rechter Winkel“

Lothar Guderian

„Schraege“

Bunt

Lothar Guderian

„Rechter Winkel“

Lothar Guderian

„Rechter Winkel“

Lothar Guderian

„Boegen“

Lothar Guderian

„Boegen“

Gemischt

Lothar Guderian

„Dusseldorf“

Lothar Guderian

„Money“

Lothar Guderian

„Nice“

Lothar Guderian

„Saint Tropez“

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Kunsthaus Artes

Fils Fine Arts

Van Ham

Koller

Geometrie und Sinnlichkeit

Gedanken zu den Werken von Lothar Guderian

Lothar Guderian ist ein Meister des Reliefs. Nicht nur bei der Wahl seines Materials und seines Werkzeugs hat er plastisches Neuland betreten. Seine weißen, geometrischen Werke erschafft der Künstler nämlich nicht aus Holz oder Kunststoff, er erzeugt die Vertiefungen der feinen Reliefs nicht mit einem Schnitzeisen oder Beitel, sondern er baut sie mit Geduld und Geschick aus präzise geschnittenen Kartons von der Fläche in die Höhe auf. Diese Konstruktionen treten uns zunächst ganz konkret entgegen – in Form von Kreisbögen, Diagonalen oder senkrechten Linien und Streifen.

Guderian folgt so dem Anspruch einer konkreten, ungegenständlichen Kunst, die nicht mehr die sichtbare Welt abbilden möchte, sondern etwas radikal Neues, Geistiges erschaffen will: „Konkrete Kunst ist der Ausdruck von harmonischem Maß und Gesetz. Sie ordnet Systeme und verleiht mit künstlerischen Mitteln diesen Ordnungen Leben.“ (Max Bill)

Wer die Arbeiten von Lothar Guderian betrachtet, wird erstaunt über den Ideenreichtum sein, mit dem der Künstler diese „ordnende Systematik“ in Werke voller Eleganz, Ruhe und Schönheit verwandelt hat. Wie ein Arrangeur richtet er sein Augenmerk auf Harmonie, die Balance des Bildraums und die ästhetische Gesamterscheinung. Aus den mit chirurgischer Präzision geschnittenen Kartonstreifen entstehen in der Tat Objekte, die ohne gegenständliche oder naturähnliche Vorbilder Erscheinung werden. Es sind konkrete Kunstwerke, die Systeme und Strukturen sichtbar machen und nicht mehr auf etwas anderes hindeuten.

Meist beschränkt sich der Künstler auf die Farbe Weiß. Doch dieses Weiß changiert, es spiegelt das Licht je nach Tageszeit, und die wie in geflochtenen Körben sich windenden Kartonstreifen werfen Schatten und verstärken so die Plastizität der Reliefs. Ähnlich wie Piet Mondrian, der bisweilen auch bemalte Papier- und Cellophanstreifen für seine Bildkompositionen nutzte, vertraut der in Düsseldorf lebende Künstler ganz auf die elementare Kraft der Geometrie, auf die Klarheit der Linien, auf Kreisbögen, Symmetrie und Spiegelungen, auf vertikale und horizontale Gefüge. Und er legt sichtbar Wert darauf, dass keines der Bildelemente für sich allein steht – alles hängt mit allem zusammen und muss sich fügen im harmonischen Erscheinungsbild.

Es ist sehenswert, wie es Guderian am Ende auch noch gelingt, dem geometrischen Kosmos der Konkreten Kunst eine unerwartete Sinnlichkeit einzuhauchen. Seine monochromen Reliefs kann man wie Preziosen betrachten, man kann sie aber auch vorsichtig betasten und die sanften Erhebungen und Vertiefungen ihrer rechtwinkligen Landschaften (diese Analogie sei ausnahmsweise gestattet) mit den Fingerspitzen durchwandern und erleben.

Selbst der Zero-Künstler Otto Piene wollte einst das Geheimnis der verflochtenen Stufen auf einem weißen Relief von Guderian mit den eigenen Händen erspüren. „Er konnte da schon nicht mehr so gut sehen“, erzählt Guderian. „Jedenfalls hatte er keine Berührungsängste.“ Und solche Unvoreingenommenheit wünscht er sich natürlich von jedem Betrachter dieser einzigartigen Kunstwerke.

– Klaus Sebastian